Table Of ContentIslamwissenschaft
Ein Fabelzyklus in 1001 Nacht
Literatur- und textkritische Analyse
Inaugural-Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades
der
Philosophischen Fakultät
der
Westfälischen Wilhelms-Universität
zu
Münster (Westf.)
vorgelegt von
Anke Osigus
aus Lüdenscheid
Leicht überarbeitete Fassung 2010
Islamwissenschaft
Ein Fabelzyklus in 1001 Nacht
Literatur- und textkritische Analyse
Inaugural-Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades
der
Philosophischen Fakultät
der
Westfälischen Wilhelms-Universität
zu
Münster (Westf.)
vorgelegt von
Anke Osigus
aus Lüdenscheid
2000
Tag der mündlichen Prüfung: 29.06.2000
Dekan: Prof. Dr. Dietrich Thränhardt
Referent: Prof. Dr. Heinz Grotzfeld
Korreferent: Prof. Dr. Thomas Bauer
INHALT
Vorwort ...................................................................................................................7.. ........
I. Einleitung ..............................................................................................................9.. ........
II. Die Fabel in der arabischen Literatur
1. Die Gattung ‚Fabel‘ ...............................................................................................1.3
2. Forschungsstand ................................................................................................ 17
3. Bezeichnungen für Fabeln im Arabischen ...........................................................1..8.. .
4. Fabelbücher und ihre Rezeption ..........................................................................2..1.. ........
4.1 Fabeln und verwandte Erzählformen in 1001 Nacht ...........................................2..9.. ........
4.1.2 Der untersuchte Fabelzyklus ................................................................................3..3.. ........
4.1.2.1 Inhalt und Verbreitung ....................................................................................3..3.. .......
4.1.2.2 Formale und thematische Gestaltung ..............................................................5..4
III. Die Fabeln in den verschiedenen Rezensionen
1. Grundzüge der Textgeschichte von 1001 Nacht ..................................................6..7.. ........
2. Die untersuchten Textzeugen ...............................................................................7..3.. ........
2.1 Sprachliche Merkmale der Handschriften ...........................................................7..4.. .
2.1.1 Orthographie und Phonetik .................................................................................7..5.. ........
2.1.2 Morphologie .........................................................................................................7..6.. ........
2.1.3 Syntax ...................................................................................................................8..0.. ........
3. Textüberlieferung und methodisches Vorgehen ..................................................8..5.. ........
4. Klassifizierung und Vorstellung der bekannten Textzeugen ...............................8.8
4.1 Vor ZÄR entstandene Rezensionen: Gruppe 1 .....................................................9..1.. .......
4.1.1 Die einzelnen Textzeugen ....................................................................................9..4.. ........
4.1.1.1 Ms. Paris, Bibliothèque Nationale 356 turc II-X (T) ............................................9..4.. ........
4.1.1.2 Ms. Paris, Bibliothèque Nationale 3612 arabe (Z) ..............................................9..7.. ........
4.1.1.3 Ms. Madrid, Bibliothek der Real Academia de la Historia,
Coleccíon Gayangos 49 (M) ...............................................................................1..0..2.. ........
4.2 Vor ZÄR entstandene Rezensionen: Gruppe 2 ....................................................1..0..6.. ......
4.2.1 Die einzelnen Textzeugen ..................................................................................1..1..1.. ........
4.2.1.1 Ms. Breslau, ehemalige Bibliotheca Habichtiana II, 3 (D) ................................111
4.2.1.2 Ms. Kayseri, Raşid Efendi kütüphane, Edebiyât 38 (K) ................................114
4.2.1.3 Ms. Paris, Bibliothèque Nationale 3619 arabe (P) ........................................1..2..0.. .......
4.2.1.4 Ms. Berlin, Wetzstein II 662 , Ahlwardt Nr. 9104 (B) ................................ 122
2)
4.2.1.5 Ms. Berlin, Wetzstein II 662 , Ahlwardt Nr. 9103 (W) ................................127
1)
4.2.2 Die Beziehungen zwischen den Handschriften K, P und B ............................1..3..0
4.2.3 Verschiedene Stadien der Textgeschichte .....................................................1..3..9.. .....
6
4.3 Die Ägyptische Rezension (ZÄR) im Verhältnis zu älteren
Kompilationen ...............................................................................................1.43
4.3.1 Forschungsstand ................................................................................................143
4.3.2 Einführung und Stellung des Fabelzyklus in ZÄR .........................................1..4..6.. .......
4.3.3 Die Fabeln in den einzelnen Textzeugen .......................................................1..4..8.. ...
4.3.4 Untersuchung des Textkorpus: Vorgehen und Zielsetzung ............................1..5..1
4.3.5 Die Beziehungen zwischen den Handschriften K, B, W und F .......................1..5..2.. ...
4.3.6 Verhältnis der Drucktexte Būlāq und Calcutta II ...........................................1..6..2.. .......
4.3.7 Die handschriftliche Textgestalt im Vergleich zu den Drucken ....................1..6..4.. ......
4.3.7.1 Methoden der Neuredigierung ......................................................................1..6..4.. .......
4.3.7.2 Die Verseinlagen in den Handschriften und Drucken ................................ 170
4.3.7.3 Die Fabel Igel und Holztauben (Nr. 17) in den Handschriften und den
Drucken Būlāq/Calcutta II .............................................................................1..7..7.. .......
IV. Zusammenfassung und Ausblick ................................................................183
V. Editionsteil ................................................................................................ 187
1. Vorbemerkung ...............................................................................................1.87
2. Die Fabel Kranich und Krebs (Nr. C) ..............................................................1..90
2.1 Übersetzung ................................................................................................ 198
3 Die Fabel Fayrūz und Samaʿān (Nr. A) ...........................................................2..0..2.
3.1 Übersetzung ................................................................................................ 208
4. Die Fabel Maus und Wiesel (Nr. 14) ...............................................................2.10
5. Teiledition und Übersetzung der Fabel Igel und Holztauben (Nr. 17) ............2..1..8.. .......
VI. Abkürzungs- und Literaturverzeichnis ......................................................2..2..3.. ....
7
Vorwort
Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine leicht überarbeitete Version
meiner Dissertation, die im Jahr 2000 von der Philosophischen Fakultät der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster angenommen wurde.
Zur Entstehung der Arbeit haben eine Reihe von Personen beigetragen, denen
ich zu Dank verpflichtet bin. An erster Stelle möchte ich meinen Lehrer und
Doktorvater Professor Dr. Heinz Grotzfeld nennen, der zu dem Thema angeregt,
mich stets wohlwollend gefördert hat und meinen Wünschen nach benötigten
Mikrofilmen großzügig entgegengekommen ist.
Sehr wertvoll waren für mich die Gespräche mit Dr. Jochem Kahl P.D., der mir
bei der textkritischen Analyse zu wichtigen Einsichten verholfen hat. Dr. Klaus
Hüttemann habe ich für seine Hilfe bei der Übersetzung osmanisch-türkischer Text-
passagen zu danken. Andrea Bauhus hat den Großteil der Arbeit Korrektur gelesen
und mich durch aufmunternde Kommentare immer wieder motiviert. Volker
Hubert-Köster und Dr. Willy Sichtermann haben mir bei einigen technischen
Problemen beigestanden, Carsten Wosab habe ich als kundigen Ansprechpartner
für ornithologische Detailfragen schätzen gelernt. Viel Zuspruch habe ich gerade in
der Endphase von Ingrid Lueb erfahren. Herzlich danken möchte ich Andreas
Feyand für seine stete Unterstützung und Hilfe (nicht nur) in allen Bereichen der
EDV.
Sehr zu Dank verpflichtet bin ich meiner Freundin und Mitdoktorandin Sabine
Dorpmüller, mit der ich in regelmäßigem Austausch wichtige Aspekte des Themas
diskutieren konnte und die durch ihre konstruktive Kritik wesentlichen Anteil an
der Entwicklung der Arbeit hat.
Last but not least danke ich vielen Kolleginnen und Kollegen aus dem
St. Franziskus-Hospital, Münster, die mich über die Jahre begleitet und mir an
manchem Wochenende den Rücken gestärkt haben.
Ich bin meinen Eltern dankbar für die ausdauernde und tatkräftige Unterstützung,
mit der sie mir das Studium ermöglicht haben, auch wenn es sich auf für sie
Ungewohntes richtete. Andreas Meimerstorf danke ich für seine Gastfreundschaft.
Mein besonderer Dank gilt meiner Schwester Silke, die mir in langen Telefon-
gesprächen zugehört und sich über jeden noch so kleinen Fortschritt gefreut hat.
9
I. Einleitung
Die untersuchten Tierfabeln sind in den ‚klassischen‘ Druckausgaben Būlāq und
Calcutta II, die den meisten europäischen Übersetzungen zugrundeliegenden, in
den Nächten 146-152 enthalten. Dort bilden sie einen auffälligen Kontrast zu dem
vorstehenden, sehr langen ‚Ritterroman‘ um König ʿUmar ibn an-Nuʿmān. Wie
dieser gehören die Fabeln zu den zahlreichen, eher unbekannten Erzählungen, die
spontan nicht mit 1001 Nacht in Verbindung gebracht werden. Das liegt unter
anderem daran, dass dieser Zyklus nicht zu den anspruchsvollsten Stücken der
Sammlung zählt und bei vielen Lesern wenig Begeisterung weckt. Das Interesse der
arabistischen Forschung wäre sicher größer, wenn die Fabelserie als Ganzes – wie
andere Erzählungen – außerhalb von 1001 Nacht nachgewiesen wäre und ein
Vergleich zwischen beiden Fassungen gewisse Einsichten versprechen würde. Da
dies (bislang) nicht der Fall ist, richtet sich das Augenmerk der vorliegenden Arbeit
in erster Linie auf philologische und für die Textgeschichte von 1001 Nacht rele-
vante Aspekte.
Die Fabeln sind Teil des umfangreichen Korpus von Erzählungen, die im bis
dato frühesten Manuskript sowie verwandten Rezensionen fehlen und zu einem
späteren Zeitpunkt – in der Absicht, eine ‚unvollzählige‘ Kompilation zu kom-
plettieren – dem Werk zugeführt wurden. Innerhalb dieser Gruppe gehört der
Zyklus zu den ältesten Neuzugängen und ist erstmals über zwei Jahrhunderte vor
Entstehen der so genannten Ägyptischen Rezension, auf der Būlāq und Calcutta II
letztlich basieren, belegt. Bei den untersuchten Handschriften handelt es sich zum
Teil um Fragmente, die durch die Studien Heinz Grotzfelds zu einer Variante des
Rahmenendes bekannt geworden sind1 und den Blick der Forschung stärker auf
unvollständige, ältere Kompilationen gelenkt haben. Vor diesem Hintergrund er-
schien es reizvoll, einen weiteren Erzählteil, der in die Ägyptische Rezension ge-
langt ist, aus dieser Rezensionsgruppe herauszugreifen und einer vergleichenden
Untersuchung zu unterziehen.
In jüngerer Zeit haben einige Arbeiten durch Auswertung bisher vernachlässig-
ter Texttraditionen für eine Belebung der 1001 Nacht-Forschung gesorgt. Nur drei
sollen an dieser Stelle genannt werden: David Pinault, dessen Studie Story-telling
techniques in the Arabian Nights (1992) auch handschriftliche Parallelen aus dem
literarischen Umfeld von Alf layla wa-layla miteinbezieht; Abou Bakr Chraïbis Buch
über Contes nouveaux des 1001 Nuits (1996) aus dem umfangreichen Straßburger
Reinhardt Manuskript sowie das (noch nicht abgeschlossene) Übersetzerprojekt
von Jamel Eddine Bencheikh und André Miquel (1991-1996), die sich der mühe-
vollen Aufgabe unterzogen haben, jede Erzählung auf der Basis verschiedener
Handschriften- und Druckvorlagen individuell zu übersetzen. Trotz dieser erfreu-
lichen Tendenz gibt es noch eine Reihe von Texten, die gar nicht oder ungenügend
untersucht sind und zur weiteren Klärung der komplizierten Textgeschichte von
1001 Nacht beitragen können. Ulrich Marzolph hat jüngst auf die Bedeutung der
Manuskripte hingewiesen, die vor der Publikation von Antoine Gallands Über-
1 H. Grotzfeld 1985, Neglected conclusions of the Arabian Nights.
10
setzung (die ersten sechs Bände sind 1704 erschienen) entstanden und von deren
Rezeption in Europa unbeeinflusst geblieben sind.2 Drei bis vier der vorliegenden
Textzeugen gehören zu dieser kleinen Gruppe von bislang acht (Ms. BN turc 356
mitgerechnet) bekannten Handschriften. Die berechtigte Vorzugsbehandlung des
„pre-Galland“-Korpus darf jedoch nicht zu dem Umkehrschluss verleiten, Vertreter
jüngerer Rezensionen, namentlich der Ägyptischen, als weniger authentisch oder
archetypisch von der Forschung pauschal auszuschließen, wie es in der Vergan-
genheit (älteren) Kompilationen aufgrund ihrer ‚Unvollzähligkeit‘ widerfahren ist.
Das Alter eines Textes hat häufig nur eine begrenzte Aussagekraft, umso mehr,
wenn eine Datierung oder sichere Anhaltspunkte dafür fehlen. In nicht wenigen
Fällen lässt sich nachweisen, dass jüngere Textzeugen (recentiores non deteriores) –
in Teilen oder als Ganzes – eine frühere Überlieferungsstufe repräsentieren als
ältere Parallelen. Unabhängig von Alter und Herkunft eines Textes hat aber jede
Redaktion ihren eigenen Wert. Tiefere Einsichten können hier nur über philo-
logische ‚Kleinarbeit‘, die die gesamte Texttradition mit einschließt, gewonnen
werden. Gerade die Ägyptische Rezension, von der man annehmen könnte, sie sei
aufgrund ihrer Verbreitung besonders gut erforscht, bietet hier ein reiches
Betätigungsfeld. Wohl in der Annahme, die Drucke Būlāq und Calcutta II würden
eine in Sprache und Stil überarbeitete, aber ansonsten für diese Rezension spezi-
fische Textgestalt bieten, sind die zahlreichen handschriftlichen Zeugen bisher zu
wenig beachtet und vergleichend ausgewertet worden. Die vorliegende Arbeit ist
als erster Ansatz gedacht, diese Lücke zu schließen.
Inhaltlich lassen sich zwei Schwerpunkte aufzeigen: Da die (direkte) Vorlage für
den ganzen Zyklus nicht bekannt ist, so ist eingangs versucht worden, einzelne
Erzählungen und Motive außerhalb von 1001 Nacht nachzuweisen und das
Material in den Kontext der internationalen Erzählliteratur zu stellen. Diesem
Komplex widmet sich, nach einer Einführung zur arabischen Fabel, der erste Teil
der Arbeit. Im Zentrum des zweiten Teils stehen die Aufarbeitung der handschrift-
lichen Tradition und ihre Beziehung zu den Druckausgaben. Nach einer Be-
schreibung der wichtigsten sprachlichen Merkmale werden die Textzeugen vor-
gestellt, mittels einer textkritischen Analyse klassifiziert und, falls möglich, be-
stimmten Rezensionsgruppen zugeordnet. Das Verfahren mündet in der Etablierung
eines Stemmas, das die Überlieferungszusammenhänge für die Mehrzahl der
Zeugen rekonstruiert. Als Beispiele für die Textgestalt der Manuskripte und ihr
Verhältnis zu den Druckausgaben sind im Anhang vier Fabeln ediert und zum Teil
übersetzt.
Abschließend noch einige Anmerkungen zum technischen Verfahren. Wird außer-
halb des Editionsteils aus den Textzeugen zitiert, entspricht der Wortlaut generell
dem des an erster Stelle genannten Zeugen. Aus Platzgründen wurde darauf
verzichtet, diese Auszüge konsequent nach den Regeln der kritischen Edition zu
behandeln und jede Variante einzeln zu verzeichnen. Das heißt: Die nachfolgend
angeführten Zeugen können kleinere Abweichungen aufweisen, die für das Ver-
2 Marzolph 1998, Re-locating the Arabian Nights, bes. S. 159f.
Description:gestellt, mittels einer textkritischen Analyse klassifiziert und, falls möglich, be- stimmten Rezensionsgruppen zugeordnet. of the Abbasids.“68. In der vor- und frühislamischen Periode hat eine vorwiegend mündliche Tra- dierung Form und Rezeption der Fabel bestimmt. Das schmale Korpus an schri