Table Of ContentI
Die Milesier: Thales
II
Traditio Praesocratica
Zeugnisse frühgriechischer Philosophie
und ihres Fortlebens
Textual evidence on early Greek philosophy
and its continuation
Band 1
III
Die Milesier: Thales
Herausgegeben von
Georg Wöhrle
Mit einem Beitrag von
Gotthard Strohmaier
IV
∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN 978-3-11-019669-6
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Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
V
Vorwort
Wie es nicht anders sein kann, ist dieses ein Werk, das aus der Zusammen-
arbeit vieler entstanden ist. An erster Stelle möchte ich dabei Frau Mecht-
hild Siede M.A. nennen, die in mühevoller und geduldiger Arbeit die erste
Sammlung der Testimonien übernommen hat. Ermöglicht wurde dies durch
die finanzielle Förderung der Fritz Thyssen Stiftung, der an dieser Stelle
herzlicher Dank ausgesprochen sei. Frau Siedes Arbeit wurde fort- und zu
Ende geführt von Frau Maria Pätzold, die sich darüber hinaus noch durch oft
mühsame Korrekturarbeiten große Verdienste um die Sammlung gemacht
hat. Für eine finanzielle Förderung sei in diesem Falle dem Forschungsfonds
der Universität Trier gedankt. Auch Frau Katrin Beer, Frau Susanne Bretz
und Herr Sebastian Gäb haben geholfen, so manchen Fehler auszumerzen.
Größter Dank gilt Herrn Kollegen Gotthard Strohmaier, der bereit war, und dies
auch mit bekannter Kennerschaft und Umsichtigkeit geleistet hat, die syro-ara-
bische Überlieferung in Edition und Übersetzung zu betreuen. Der Heraus-
geber des vorliegenden Bandes hatte Texte aus vielen Jahrhunderten, von in je-
der Hinsicht verschiedensten Autoren zu sichten, zu verstehen und zu edieren.
Ohne die Beratung von Fachkollegen wäre dies überhaupt nicht möglich gewe-
sen. Namentlich seien hier dankbar genannt die Kollegen PD Dr. Alfred Breiten-
bach (Bonn), PD Dr. Oliver Hellmann (Trier), Prof. Dr. Wolfram Kinzig (Bonn),
Prof. Dr. em. Hans-Otto Kröner (Trier), Dr. Harald Merklin (Freiburg im Brsg.),
Prof. Dr. Christoph Riedweg (Rom/Zürich), Dr. Johannes Schwind (Trier) und
PD Dr. Gregor Staab (Köln). Schließlich hat das kontinuierliche Gespräch mit
Herrn Andreas Schwab M.A., der zurzeit im Rahmen seiner Doktorarbeit und
auf der Grundlage seiner soliden philosophischen Ausbildung einen Kom-
mentar zur vorliegenden Sammlung vorbereitet, manchen wichtigen Impuls
für die laufende Arbeit vermittelt. Ihm wird auch (in Zusammenarbeit mit
Sebastian Gäb) der Index rerum et nominum dieses Bandes verdankt. Dass
die Arbeit ohne die überaus kundige und hilfreiche verlegerische Betreuung
durch Frau Dr. Sabine Vogt vom Verlag Walter de Gruyter nicht erschienen
wäre, verdient an dieser Stelle ebenfalls der unbedingten Erwähnung.
Trier im Juli 2008
VII
Inhaltsverzeichnis
Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489
Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 491
Textausgaben der griechischen und
lateinischen Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493
Textausgaben der arabischen Autoren . . . . . . . . . . . . . 515
Literatur zu den griechischen und
lateinischen Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 517
Literatur zu den arabischen Autoren . . . . . . . . . . . . . 523
Konkordanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529
Liste der Testimonien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531
Alphabetisches Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . 553
Register der Personen und Orte . . . . . . . . . . . . . . . . 559
Register der Sachen und Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . 563
Allgemeine Bemerkungen 1
Einführung
1. Allgemeine Bemerkungen (Georg Wöhrle)
Wie wohl für kaum eine zweite Epoche der europäischen Philosophie gilt
für diejenige, die wir die vorsokratische nennen, dass das Wissen über deren
Vertreter, die so genannten Vorsokratiker,1 der Interpretation und damit dem
wechselnden Interesse der überliefernden Autoren unterworfen ist. Handelt
es sich doch, wenn nicht ausschließlich, so doch wesentlich, um indirekte
Überlieferung, die, wie im Falle des im vorliegenden Band dokumentierten
‚Thales‘, zunächst sogar nur auf raunendem Hörensagen beruht, auf das
selbst ein Aristoteles zurückgreifen musste. Natürlich lag das Interesse der
modernen philologiegeschichtlichen Forschung zunächst einmal darin be-
gründet, dennoch so weit wie eben möglich dem originären Denken dieser
Protagonisten griechischer Weisheit nahe zu kommen, was vielleicht in je
höherem Maße gelingen kann, je mehr unmittelbarer Wortlaut aus ihren
Schriften noch vorhanden ist. Hier mag es im einen oder anderen Falle so-
gar möglich sein, zu einer ungefähren Vorstellung von Inhalt und Aussage
eines Buches, eines Gedichtes, einer Sammlung zu gelangen. Nicht nötig
zu sagen, dass natürlich auch die Überlieferung solcher wörtlichen Zitate
der gesamten Problematik einer Tradition über die Jahrhunderte und Jahr-
tausende unterworfen ist, beginnend bei mechanischen Übermittlungsfeh-
lern und endend bei einer zuweilen völlig konträren Interpretation je nach
Überlieferungszusammenhang. Unterstützend trat daher das philologische
Bemühen um diese Texte hinzu, das aufzuzeigen und nachzuspüren ver-
suchte, wo die Überlieferungsstränge im Einzelnen verliefen, um eben auf
diese Weise zu einer Grundaussage vorzustoßen und Ursprüngliches von
später Hinzugekommenem, Irrtümlichem, Missverstandenem, ja bewusst
Gefälschtem abzutrennen. Da derartige, sehr berechtigte Rekonstruktions-
bemühungen ihrerseits wiederum im Kontext der je eigenen Zeit, des je
1 Zur Entstehung des Begriffs ‚Vorsokratiker‘, Eduard Zellers Bedeutung für seine
Etablierung und seine Problematik siehe die einführenden Bemerkungen von Ge-
melli Marciano in ihrer neuen Edition, Düsseldorf 2007, 373–85.
2 Einführung
eigenen Methodenverständnisses stehen, sind auch sie natürlich letztlich
nur mehr oder weniger flüchtige Produkte eben dieses eigenen Horizontes.
Gerade in einer Gegenwart also, in der die Gewissheit des ‚Autors‘ verlo-
ren gegangen ist und Texte als komplexe Zeichenzusammenhänge von mehr
oder weniger offener Verweisstruktur aufgefasst werden können, scheint es
angebracht, den Fokus des Interesses weniger auf die (erneute) Rekonstruk-
tion als sozusagen auf die Genese der Konstruktionen zu richten, das heißt,
den Verlauf der Rezeption nachzuzeichnen – sofern das aufgrund des über-
haupt Erhaltenen natürlich möglich ist – und dabei vor allem, wenigstens
im Ansatz, kenntlich zu machen, von welchen unmittelbaren Kontexten
diese Rezeption getragen wurde. Die vorliegende Neuedition unterscheidet
sich, das wird aus dem Gesagten schon klar, in ihren Prinzipien wesent-
lich vom ‚alten‘ Diels/Kranz. Zwar schreibt Hermann Diels (Vorreden zur
ersten Auflage, 1903), dass eine willkürliche Auswahl der Fragmente stets
als Hemmung und Bevormundung der Lehrenden und Lernenden emp-
funden werde, und darum strebe seine Sammlung auch Vollständigkeit der
eigentlichen Fragmente und Mitteilung des wesentlichen biographischen
und doxographischen Materials an. Nichtsdestoweniger aber handelt es sich
natürlich um eine extreme Auswahl, denn es ging Diels ja darum, „an Hand
der Originalurkunden den Entwicklungsprozeß des griechischen Denkens
in statu nascendi [Hervorhebung durch Diels] zu beobachten“ (ebd.). Und
daher schreibt er konsequent zur zweiten Auflage (1906): „Die getroffene
Auswahl hat mich mehr Zeit und Mühe gekostet, als wenn ich mein ge-
sammeltes Material vollständig in die Druckerei gesandt hätte. Ich glaube
aber gerade durch diese Beschränkung auf das Wesentliche und Alte [meine
Hervorhebung] den Anfängern, und nicht nur diesen, einen Dienst geleistet
zu haben. Es war meine Absicht, nur die Ähren in die Scheune zu fahren,
das Stroh aber draußen zu lassen, selbst auf die Gefahr hin, daß hier und
da ein gutes Korn darin bliebe.“ Es geht hier wohlgemerkt nicht darum,
Diels’ Verfahren zu kritisieren. Seine Verdienste stehen außer Frage, und
wahrscheinlich kannte er (abgesehen vielleicht von den Syro-Arabica) die
Großzahl der hier nun neu vorgelegten Testimonien bereits – meist eben
„Stroh“ in seiner Terminologie. Er war ein Kind seiner Zeit, wie wir Kinder
der unsrigen sind. Aber da er nun einmal diese rekonstruktive Auswahl ge-
troffen hatte, war auch für lange Zeit der Maßstab wesentlich festgelegt, wo-
nach ein Thales, ein Anaximander, ein Anaximenes und andere zu bemessen
wären. Gelegentlich kam ein neues Fragment hinzu, das unseren Maßstab
vielleicht etwas erweiterte, aber wer von einem der vorsokratischen Auto-
ren sprach oder schrieb, meinte zumeist oder oft das Bild desjenigen Autors,
dessen Rahmen Hermann Diels vorgezeichnet hatte. Es wird hier also nicht