Table Of ContentErklarung der Zeichen ......... 1 Hochschulen . Labor ........... 265
Grundnonnen .................. 2 Kinder ........................... 275
MaBgrundlagen . Bibliothek . Verwaltungsbau .
MaBverhiltnisse ................ 24 Banken ......................... 279
Laden ........................... 315
Entwerfen 38
Lagertechnik ................... 323
Bauleitung 45
Werkstiitten ·Industriebau ..... 327
Bauteile ......................... 58
Umnutzungen ................... 349
Heizung . Uiftung .............. 93
Hofanlagen ..................... 351
Bauphysik . Bautenschutz ...... 110
Eisenbahnen .................... 368
Beleuchtung . Belichtung .
Glas ............................ 128 Parkplatze . Garagen .
Tankstellen ..................... 374
Fenster· Turen ................. 159
Flughafen ....................... 391
Treppen . Aufzuge .............. 175
Gaststiitten ..................... 397
StraBen . Verkehrsriiume ....... 186
Hotel· Motel .................... 405
Girten .......................... 198
Zoo ............................. 411
Hausnebenriiume 207
Theater . Kinos .................. 414
Wirtschaftsriiume 209
Sportanlagen ................... 427
Hausriiume ..................... 218
Krankenhauser ................. 477
Hallenbad 226
Altenheime ..................... 518
Wascherei 228
Kirchen, Museen ................ 521
Balkone ........................ 230
Friedhofe ....................... 531
Wege ........................... 231 Brandschutz .................... 533
Ferienwohnungen . Hausarten . 232 MaBe . Gewichte . Nonnen ..... 548
Altbausanierung ................ 248 Uteraturverzeichnis ............ 558
Schulen ........................ 256 Stichworter ..................... 566
Neufert
BAUENTWURFSLEHRE
Meinem Vater
ERNST NEUFERT
gewidmet
ERNST NEUFERT
BAUENTWURFSLEHRE
Grundlagen, Normen, Vorschriften Ober Anlage,
Bau, Gestaltung, Raumbedarf, Raumbeziehungen,
MaBe fOr Gebaude, Raume, Einrichtungen, Gerate
mit dem Menschen als MaB und Ziel
Handbuch fUr den Baufachmann, Bauherrn,
Lehrenden und Lemenden
Weitergefuhrt von Peter Neufert
und der Planungs-AG Neufert Mittmann Graf
33., vollstandig neu erarbeitete und neu gestaltete Auflage
mit 5800 Abbildungen und Tabellen
vleweg
Peter Neufert
Planungs-AG Neufert Mittmann Graf
WeyerstraBe 48
D-5000 KOln 1
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Neufert, Ernst:
Bauentwurfslehre: Grundlagen, Normen, Vorschriften Ober
Anlage, Bau, Gestaltung, Raumbedarf, Raumbeziehungen,
MaBe fOr Geb~ude, R~ume, Einrichtungen, Ger~te mit dem
Menschen als MaB und Ziel; Handbuch fOr den Baufachmann,
Bauherrn, Lehrenden und Lernenden; mit Tabellen / Ernst
Neufert. - 33., vollst neuerarb. und neugestaltete Aufl. /
weitergefOhrt von Peter Neufert und der Planungs-AG Neufert
Mittmann Graf. - Braunschweig; Wiesbaden: Vieweg, 1992
NE: Neufert, Peter [Bearb.].
1.-29. Auflage, 1936-1973 (Verlag Ulistein/Bertelsmann Fachverlag)
30., vollstandig neubearbeitete und erheblich erweiterte Auflage, 1979
dto., mit Nachtragen, 1980
31., durchgesehene Auflage, 1982
32., durchgesehene und erganzte Auflage, 1984
33., vollstandig neu erarbeitete und neu gestaltete Auflage, 1992
Lizenzausgaben des Werkes liegen in englischer, franzQsischer, spanischer, portugiesischer,
italienischer, griechischer, torkischer, serbokroatischer, polnischer, russischer, indonesischer
und japanischer Sprache vor.
ISBN 978-3-528-58651-5 ISBN 978-3-322-90624-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-90624-3
© Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 1992
Softcover reprint of the hardcover 33rd edition 1992
Der Verlag Vieweg ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International.
Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschOtzt. Jede Verwertung
auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags
unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fOr Vervielfaltigungen, Obersetzungen, Mikro
verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Satz: Frohberg, Freigericht
Gedruckt auf saurefreiem Papier
VORWORTE
Vorwort zur erslen Auflage
Die Bearbeitung der Beispiele erfolgte unter Mitwirkung Ihnen allen danke ich fOr ihre aufopfernde Mitarbeit.
von Architekt Gustav Hassenpflugt. Ferner waren an der Das Schrifttum wurde im Zusammenhang am SchluB
Bearbeitung der Zeichnungen beteiligt die Architekten des Textteils aufgefOhrt, wie es der bessere Oberblick
Richard Machnow, Willy Voigt, Fritz Rutz und Konrad erforderte. Der Text wurde aus gleichem Grund so kurz
Sage. Die drucktechnische Bearbeitung besorgte Archi wie moglich gefaBt und steht immer im Zusammenhang
tekt Adalbert Dunaiski. mit den Zeichnungen der gleichen Seite.
Der Deutsche NormenausschuB stellte die Normen Sollte der Benutzer irgendwelche fOr das Entwerfen
blatter zur VerfOgung, die auszugsweise in gekOrzter oder wichtige Angaben vermissen, so bitte ich um Benachrich
gedrangter Form eingeflochten sind. FOr eingehende tigung, damit diese bei neuer Auflage ggf. berOcksichtigt
Normengenauigkeit ist die jeweils letzte Ausgabe des werden.
angefOhrten Normenblattes maBgebend.
Die Bearbeitung der Sondergebiete wurde unterstOtzt
durch die Beratungs-und Auskunftsstellen, die jeweils am Berlin W 9, 15. Marz 1936 Ernst Neufert
Kopf der einzelnen Gruppen aufgefOhrt sind.
Vorwort zur 30. Auflage
Seit Erscheinen der ersten Auflage im Jahre 1936 hat sich FlachdachlWarmeschutziSchwimmbad, Dr.-Ing. P. Kap
die Bau- und Planungstechnik stOrmisch entwickelt. 1m pler; Heizung, Dipl.-Ing. H. Nachtweh; Kunststoffe, Baurat
Laufe der vier Jahrzehnte wurde natOrlich bei jeder Dipl.-Ing. A. Schwabe; Sportbauten und -anlagen, Prof.
Neuauflage das wesentlich Neue eingebaut und das ganze Dipl-Ing. J. Portmann, Ing. L.-Arch. S. Lukowski.
Buch jeweils durchforstet. Aber eine grOndliche, alles Die redaktionelle Bearbeitung und zeichnerische
umfassende Revision und Erganzung unter Beachtung Umstellung besorgte Architekt Ludwig Neff.
auch aller neuen Begriffe und Normen konnte erst jetzt,
Wie schon im ersten Vorwort erwahnt, halfen auch
nach mehrjahriger Arbeit, abgeschlossen werden. Dabei
wieder einige Firmen und Verbande zur Aktualisierung
blieb praktisch keine Seite verschont, schon im Hinblick
des Inhaltes. Sie sind am Kopf der entsprechenden Seiten
auf die neue Seitenfolge und die entsprechend geanderten
mit Adressen aufgefOhrt und sicher gern zu aktueller
Seitenhinweise im Buch selbst.
Auskunft bereit.
EinegroBe Hilfe dabei war die Zustimmung des
Insgesamt enthalt die 30. Auflage jetzt tiber 6000
Chefredakteurs der "Deutschen Bauzeitschrift", des Kol
Zeichnungen, Tabellen und Diagramme, und die Erweite
legen S. Linke, zur Auswertung spezieller DBZ-Beitrage
rung der Stichwortseiten auf 8000 Stichworte wird die
mit jeweiligem Quellenhinweis.
Benutzung weiter vereinfachen. Der Hinweis im Literatur
SchlieBlich war es notig, in Anbetracht der hohen verzeichnis auch auf zusammenfassende Spezialartikel in
Spezialisierung heutiger Bautechnik Spezialisten um Mit Fachzeitschriften bei der DBZ, auch wenn sie hier nicht
arbeit zu bitten. ausgewertet wurden, wird das Buch als Fundgrube erheb
So bearbeiteten: lich bereichern.
AufzOge/Rolitreppen, Ing. E. Sillack; Beleuchtung,
Dipl.-Phys. W. Tubbesing; Brandschutz, Dr.-Ing. P. Borne
mann; Feuerwehrh8.user, Prof. Dipl.-Ing. J. Portmann; Darmstadt, im August 1978 Ernst Neufert
v
VORWORTE
Vorworl zur 33. Auftage
Schon zu Lebzeiten hatte mich der Autor, mein hochver also, die geniale Form des Buches zu bewahren, aber den
ehrter Vater Ernst Neufert, darauf vorbereitet, daB ich Inhalt konsequent zeitnah zu gestalten.
seinen literarischen NachlaB zur Weitergestaltung Ober Wir haben uns deshalb sofort entschlossen, das Werk
tragen bekommen wOrde. vollig neu zu erarbeiten, zu gestalten, zu zeichnen und zu
So waren meine Partner Peter Mittmann und Peter erweitern, urn alles erfassen zu konnen, was der Architekt
Graf, unser yom vaterlichen BOro schon frOhzeitig Ober und Planer heute unbedingt zum Entwerfen wissen muB.
nommener Baubuch-Spezialist Dipl.-Ing. Architekt Ludwig Alles, was man wissen muB, aber getreu nach Ernst
Neff, unsere Mitarbeiter und ich darauf eingerichtet, mit Neufert: mehr nicht.
der Arbeit an der neuen Bauentwurfs/ehre ,zu beginnen, Diese Arbeit hat den Verlag und die vielen, die mit
als der vaterliche Auftrag im Februar 1986 mit dem Tode ihrem Fachwissen zu diesem Werk beigetragen haben,
von Ernst Neufert volle GUltigkeit bekam. 4 % Jahre intensive Arbeit gekostet. Wir aile hoffen
Unsere heutige hochentwickelte Bauwelt stellt andere deshalb zuversichtlich, daB das Werk fOr die Erwerber, die
technische und wissenschaftliche Anforderungen an den ein zeitgemaBes Baubuch suchen, ein Gewinn sein
Bauschaffenden, als sie vor 55 Jahren zur Zeit der ersten wird.
Auflage der Bauentwurfs/ehre,,,MaB der Dinge" waren.
FOr eine richtiggehende "neue" Bauentwurfs/ehre galt es Koln, im September 1991 Peter Neufert
Vorworl des Veri ages zur 33. Auflage
Vor mehr als einem hal ben Jahrhundert hatte der junge schon zu Lebzeiten des Autors maBgeblich an dieser
Architekt Ernst Neufert nicht nur die Idee, sondern auch Aufgabe beteiligt war, gelang es, eine vollstandig neue
die Energie, die Bauentwurfs/ehre ins Leben zu rUfen, die Bearbeitung in Angriff zu nehmen und nach mehrjahriger
sich zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel fUr die Arbeit Arbeit nun vorzulegen.
des Architekten und Planers entwickelte. Er hat das Werk Der Verlag ist stolz darauf, die Bauentwurfs/ehre, die
standig jung gehalten und den BedOrfnissen der Zeit inzwischen in dreizehn Sprachen in der Welt verbreitet ist,
angepaBt. Die letzte groBe Oberarbeitung geschah 1979 in neuer Fassung und neuer Gestaltung. aber nach dem
(30. Auflage) vor seinem Tode im Jahre 1986. Konzept von Ernst Neufert fortfOhren zu konnen.
Es wurde die Aufgabe seines Sohnes Peter Neufert
und seines Planungsteams, die kontinuierliche Arbeit an
dem Werk fortzusetzen.lnsbesondere mit Ludwig Neff, der Wiesbaden, im September 1991
VI
VORWORTE
Bei der Neugestaltung u.
Bearbeitung waren beteiligt:
M. Horton, Sanitartechnik.
W. Sommer, Raumklima.
Dipl.-Ing. H. J. Vetter,
BauausfOhrungen.
M. Menzel, Textiles Bauen.
M. Bauer, Heizungstechnik.
H. Jaax, Kraftwerk.
Dr. R. Borner, Wasserkraft
Peter Neufert Peter Mittmann Peter Graf
anlagen.
olpl.-Ing., Architekt oipl.-Ing., Architekt oiplom-Ingenieur T. Stratmann, Solar
Planungs AG Planungs AG Planungs AG arch itektu r.
Neutert, Mittmann, Grat, Part. Neutert, Mittmann, Grat, Part. Neutert, Mittmann, Grat, Part.
Ing.-BOro TrOmper/Overath,
Schallschutz u. Raumakustik.
Hawlitzeck, StraBen und
StraBenbahnen.
St. Cargiannidis, Altbau
sanierung, Glaspassagen und
Umnutzungen.
U. Portmann, Erhalten u.
Sanieren.
J. Weiss, Bibliothek.
U. Kissling, offentl. Bibliothek.
Ludwig Neff H. A. Knops D. Portmann H. Rocholl, Laden.
Architekt oiplom-oesigner Prot. or.-Ing., Archltekt Prof. Nogge, Zoo u.
Chetredaktion, Layout, Autor Illustrator MaBverhaltnisse, Modulordnung Aquarium.
Seilnetztragw., Abge-u. untersp. A. Beckmann, Filmtheater.
Konstruktionen, Brandschutz K. F. J.M ertens, Spielhallen.
B. ROenanver, Kirchen.
G. Hoffs, GlockentOrme.
A. Ruhi, Moschee.
W. Hugo, Museen.
Bei der Neugestaltung u.
Bearbeitung der Zeichnungen
waren beteiligt:
T. Altrogge, St. Badtke,
A. Briehan, A. Dummer,
B. Echterhoff H. P. Kappler H. Hofmann K. Fegeler, A. Graf,
oipl.-Ing., Architekt or.-Ing., Architekt Dr.-Ing. M. Menzel, I. Schirmacher,
oachbegrunung, Garten, Flachdach, Warmeschutz, Beleuchtung J. Valero, R. Walter,
Umtriedungen Gartenschwimmbad S. Wierlemann, D. Willecke.
Priv. Hallenbad
R. Eckstein D. Lembke R. S. Suchy P. Karle
oipl.-Ing., Architekt Lei!. Bauoir., or.-Ing. oipl.-Ing., Architekt oipl.-Ing., Architekt
Tageslicht Mitarb. oipl.-Ing. P. Pastyik Verwaltungsbau Industriebau
Hochschulen, Laboratorien
Wolfgang Busmann Jan Fiebelkorn A. Kohler O.MOlier
oipl.-Ing. Prot. oipl.-Ing. oipl.-Ing., Architekt oipl.-Ing., Architekt
Flughaten Theater Krankenhausbau, Lagertechnik, Krankenhausbau, Lagertechnik,
Arztpraxen Arztpraxen
VII
PROLEGOMENA
Dieses Handbuch entstand aus den Unterlagen meiner bringen, soli diese Lebensauffassung helfen. Sie soli ihn
Vorlesungen an der staatlichen Bauhochschule in Wei frei machen von allen Lehren, auch schlieBlich von dieser
mar. Sie fuBen auf Abmessungen, Erfahrungen und und ihn hinfOhren zu eigenem schopferischen Tun, es soli
Erkenntnissen aus Praxis und Forschung im Umkreis des eine Starthilfe sein; laufen - bauen muB jeder seiber.
Menschen, die beim Planen von Bauten notwendig sind, Die Formen unserer Zeit ergeben sich dabei auf dem
aber mit offenem Blick auf neue Moglichkeiten und gleichen Wege, den die Alten beschritten, um zu ihren
Forderungen. herrlichen Tempeln, Kathedralen oder SchloBanlagen zu
Denn wir stehen einerseits auf den Schultern unserer kommen, fOr die sie kein Vorbild fanden, die aber ihren
Ahnen, andererseits ist alles flieBend, wir sind Kinder Vorstellungen und WOnschen, ihren Ideen und Idealen
unserer Zeit mit Blick auf die Zukunft, und der Blickwinkel entsprachen, die ihrer Sehnsucht nahe kamen. Schon der
jedes einzelnen ist zudem oft verschieden. Die GrOnde entsprechend formulierte Auftrag erweckt Vorstellungen,
liegen in der Verschiedenheit der Vor-und Ausbildung; im die durch die bautechnischen Moglichkeiten der Zeit und
EinfluB der Umwelt; der Veranlagung und dem ihr entspre ortsbedingten Gegebenheiten konkrete Formen bekom
chenden Grad der Selbstbildung aus innerem Antrieb. men, die nur entfernte .A.hnlichkeit haben mit allem
Ob unser heutiges so "sicheres Urteil" allerdings Dagewesenen. Diese neuen Bauten konnen technisch
endgOltig richtig ist, bleibt dahingestellt, denn auch dies ist weit besser, leistungsfahiger sein als alles Vorausgegan
zeitbedingt. ErfahrungsgemaB urteilt eine spatere Zeit gene, wenn sie dem fortgeschrittenen Stand der Technik
darOber gerechter als unsere, die noch nicht den notigen entsprechen. Sie konnen aber auch kOnstierisch den
Abstand hat, den ein Oberblick erfordert. Daraus wird Vergleich mit den gleichgelagerten Bauten der Vergan
deutlich, welche Reserven sich eine Lehre auferlegen genheit aufnehmen.
sollte, um keine Irrlehre zu werden. Denn trotz allen Vergleicht man eine heutige Industrieanlage, hell,
Strebens nach Wahrheit und Objektivitat, trotz allen geraumig, in guten MaBen und schlanker, leichter Kon
BemOhens, Lieblingsgedanken kritisch zu durchleuchten struktion mit einer Manufaktur des 18. oder einer Hand
und Zweifel nicht einfach beiseite zu schieben, bleibt jede werksbude des 15. Jahrhunderts, so wird dem engstirnig
Lehre subjektiv, zeitbedingt, umweltbedingt. Die Gefahr sten Konservator die Oberlegenheit unserer Neubauten
einer Irrlehre kann vermieden werden, wenn die Lehre augenscheinlich. Das heiBt: Oberall da, wo Bauaufgaben
selbst versichert, daB sie nichts Fertiges ist, sondern dem einem wirklichen BedOrfnis unserer Zeit dienen, sind von
Lebendigen, dem Werdenden, der Entwicklung dient und den lebendigen, zeitaufgeschlossenen Architekten Lei
ihr unterliegt. stungen zu erwarten, die einen Vergleich mit den besten
Das gibt dann fOr den SchOler die geistige Haltung, die Bauten der Alten aushalten, ja in den Schatten stellen.
Nietzsche meint, wenn er sagt: "Nur wer sich wandelt, Deshalb soli in einer lebendigen Hochschule in erster
bleibt mit mir verwandt." Linie mehr eine Zeitbetrachtung und Vorschau gegeben
Das Wesentliche einer sol chen Lehre des ewigen werden und eine ROckschau nur insoweit als unumgang
Werdens, Dienerin der Entwicklung, liegt daran, daB sie lich oder ratsam. Das empfiehlt auch einer unserer
nicht fertige Rezepte gibt, keine "fertige Weisheiten in GroBten, Fritz Schumacher, wenn er in seinen Studien
Dosen", kein "Canned Wisdom", sondern nur die Baustei zum Beruf des Architekten davor warnt, daB sich der junge
ne, die Elemente, die Ecken, dazu die Methode des Student beim forschenden Rilckwartsschauen zu stark in
Kombinierens, Konstruierens, Komponierens und der kunstgeschichtliche Betrachtungen verliert und sich durch
Harmonie. den Doktortitel verleiten laBt, auf solche gelehrten Neben
wege abzuweichen, weil das auf Kosten der Krafte
Konfuzius faBte das vor mehr als 2500 Jahren in die
geschieht, die filr den Ausbau der weiterverzweigten
Worte: "Ich gebe meinem Schiller eine Ecke, die anderen
Forderungen des Schaffens notig sind.
drei muB er seIber findenf" Ein geborener Architekt oder
einer mit Sehnsucht zum Bauen im Herzen wird sich die 1m Gegensatz dazu ist es richtiger, dem Studierenden
Ohren zuhalten und die Augen verschlieBen, wenn ihm die nur die Elemente an Hand zu geben, wie dies hier in der
Losung einer Aufgabe gegeben wird, denn er ist so voller "Bauentwurfslehre" getan wird, wo ich mich bemOhte, die
eigener Vorstellungen und Ideale, daB er nur die Elemente Bausteine des Entwerfens auf das Ursachliche zu redu
braucht, um dann seiber ins Geschirr zu gehen, wenn es zieren, zu schematisieren, ja zu abstrahieren, um dem
gilt, daraus ein Ganzes zu machen! Benutzer eine Nachahmung schwer zu machen und ihn zu
zwingen, den Dingen Form und Gehalt von sich aus zu
Wer einmal den Glauben zu sich gefunden hat, den
geben. Zu einer gewissen Gleichschaltung werden die
Einblick in die Zusammenhange, in das Spiel der Krafte,
verschiedenen Gestaltungen sowieso durch die Zeitstr6-
der Stoffe, der Farben, der MaBe, wer die Wirklichkeit, die
mung gebracht, diese eigentOmliche Gemeinsamkeits
Erscheinung der Bauten in sich aufnehmen kann, ihre
stimmung, die das gleichgerichtete Streben der Menschen
Wirkung studiert, kritisch untersucht, im Geiste umbaut,
einer Zeit charakterisiert, die im Stil ihrer Zeit ihren
der ist auf dem einzig wahren Wege zur groBten Lebens
sichtbaren, bleibenden Ausdruck findet.
freude, die nur der tatig Schaffende verspOrt. Ihn dahin zu
Ernst Neufert
VIII